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Das Vergängliche und das Ewige

Was ist ewig? Was ist vergänglich? Was ewig ist, ist Wirklichkeit. Was vergänglich ist, ist Unwirklichkeit.

Wirklichkeit ist die Existenz des Lichtes, Das Dasein im Licht und für das Licht.

Unwirklichkeit ist die Existenz der Nacht, Das Dasein in der Nacht und für die Nacht.

Die Eltern der Wirklichkeit sind Göttlichkeit und Unsterblichkeit. Die Eltern der Unwirklichkeit sind Knechtschaft und Unwissenheit.

Wenn wir das göttliche Licht sehen, sind wir glücklich. Wenn wir das göttliche Licht fühlen, werden wir stark. Und wenn wir in das göttliche Licht wachsen, beginnt unser Leben Früchte zu tragen.

Wenn wir die ungöttliche Nacht sehen, werden wir schwach und kraftlos. Wenn wir die ungöttliche Nacht fühlen, fühlen wir uns unwohl. Und wenn wir in die ungöttliche Nacht wachsen, wird unser Leben bedeutungslos, fruchtlos.

Erleuchtendes Licht und erleuchtetes Licht; verdunkelnde Nacht und verdunkelte Nacht. Erleuchtendes Licht ist das Licht in uns. erleuchtetes Licht ist das Licht um uns. Verdunkelnde Nacht ist die Nacht vor uns. Verdunkelte Nacht ist die Nacht um uns.

Was wirklich ist, ist ewig, und was ewig ist, ist spirituell. Was ist spirituell? Das Leben des ewig sich selbst transzendierenden Jenseits. Doch dieses Leben des ewig sich selbst transzendierenden Jenseits muss hier auf der Erde manifestiert werden. Dieses Leben ist wirklich, es ist die Wirklichkeit selbst.

Was ist unspirituell? Benützen wir den Ausdruck materiell. Das Materielle ist der Reichtum der flüchtigen Zeit.

Göttlicher Reichtum und materieller Reichtum. Göttlicher Reichtum ist unsere innere Strebsamkeit. Diese Strebsamkeit ist das Lied der Unendlichkeit, der Ewigkeit und der Unsterblichkeit in uns. Materieller Reichtum ist Begierde, der Schrei nach unmittelbarem und ständigem Besitz. Wenn wir zu besitzen versuchen, fühlen wir, dass wir bereits besessen werden. Doch wenn wir jemanden mit dem Licht unserer Seele zu sehen versuchen, fühlen wir, dass wir befreit sind und dass auch er bereits befreit ist. Etwas Ewiges ist göttlich. Etwas Vergängliches ist ungöttlich. Sobald göttliche Weisheit auf der Erde dämmern wird, werden wir erkennen, dass das Vergängliche nutzlos ist.

Göttlichkeit und Unsterblichkeit sind in uns. Die Unsterblichkeit sagt uns, was wir tun sollen, die Göttlichkeit sagt uns, wie wir es tun sollen. die Unsterblichkeit sagt uns, wir sollten auf die Weisungen unserer Seele hören, die selbst ein Funke des göttlichen Lichtes ist. Sie ermahnt uns, uns immer des inneren Piloten bewusst zu sein. Die Göttlichkeit sagt uns, wie wir es tun können: Durch ein diszipliniertes Leben, durch hingebungsvollen Dienst an einer höheren Sache, durch Reinigung unserer äußeren Natur und durch unaufhörliche und uneingeschränkte Liebe zu Gott.

Knechtschaft und Unwissenheit sind die Eltern der Nacht. Unwissenheit sagt uns, was wir tun sollen, und Knechtschaft sagt uns, wie wir es tun sollen. Unwissenheit sagt uns, wir sollten die Welt zerstören. Knechtschaft sagt uns, wie wir es am besten tun: durch Grausamkeit, Brutalität und andere unfaire Mittel.

Ein spiritueller Sucher versucht in die innersten Tiefen seines Herzens vorzudringen und von da aus Licht zum Vorschein zu bringen. Mit Hilfe dieses Lichtes möchte er in den Atem des Ewigen wachsen. Um in den Atem des Ewigen zu wachsen, braucht er innere Weisheit. Was ist innere Weisheit?

Krishna sagt in der Bhagavadgita, dem himmlischen Gesang, zu Arjuna, seinem göttlichen Instrument: „O Arjuna, derjenige ist ein weiser Mann, der seine Sinne beherrscht.“ Das heißt wir treten in das Reich der Weisheit ein, wo Wirklichkeit wächst und Göttlichkeit fließt, sobald wir unsere Sinne besiegt haben.

Um in die Welt der Weisheit einzutreten, brauchen wir ständige Liebe: Liebe zur Wahrheit, Liebe zum Licht. Doch im Augenblick lieben wir die flüchtige Wahrheit, das flüchtige Licht, den flüchtigen Besitz. Der flüchtige Reichtum, den wir haben oder haben möchten, fürchtet sich schrecklich vor der Wahrheit. Er bezweifelt die Wahrheit und fürchtet sich vor Gott. Doch unser göttlicher Reichtum, unsere Strebsamkeit ruft die Wahrheit an und verehrt Gott. Jeden Tag sehen wir mit unseren eigenen Augen, fühlen wir mit unserem eigenen Herzen die Vergänglichkeit der von Menschen geschaffenen Welt. Die Dinge, die wir mit unseren Gedanken erschaffen und die Ideen, die aus unseren Taten entstehen, sind nicht von Dauer. In diesem Moment habe ich einen Gedanken und im nächsten Moment ist dieser Gedanke weg. Vielleicht gibt er mir ein Resultat. Und dieses Resultat dauert wiederum eine flüchtige Sekunde lang.

Es gibt jedoch noch etwas anderes, nämlich Willenskraft, den Willen der Seele, den diamantenen Willen der Seele. Wenn wir auch nur einen Hauch dieser Willenskraft verwenden können, werden wir sehen, dass nicht nur die Tat, sondern auch das Resultat eine immerwährende Wirklichkeit darstellt. Um die Willenskraft der Seele zu entwickeln, müssen wir in ein spirituelles Leben treten. Wir müssen ein selbst-diszipliniertes Leben führen. Ein selbst-diszipliniertes Leben bedeutet keine Einschränkung oder bewusste Qual des Lebens. Ein selbst-diszipliniertes Leben ist ein Leben, das das Licht braucht und vom Licht geführt und geformt werden will. Wenn das Leben diszipliniert ist, werden wir uns nicht wie Tiere benehmen. Wenn das Leben genug diszipliniert ist, wird wirkliche Göttlichkeit wachsen. Wir können dann sagen, Gottverwirklichung oder Selbstentdeckung sei unser Geburtsrecht, und in der Gottverwirklichung erwerben wir die Weisheit der immerwährenden Wahrheit.

Nicht nur ein einzelner oder ein paar wenige sind auserwählt, die höchste Wahrheit zu verwirklichen; jeder ist ein Instrument Gottes. Doch er muss sich dessen bewusst sein. Zurzeit sind wir uns dessen nicht bewusst. Aber wenn wir beten, wenn wir meditieren, werden wir von selbst ein ständig bewusstes Instrument von Gott. Wer ein bewusstes Instrument wird, hört im Herzen des Endlichen die Botschaft des Unendlichen und fühlt im Flüchtigen den Atem des Ewigen.

An Gott zu denken, ständig auf Gott zu meditieren, heißt uneingeschränkt in Gott leben. Wenn wir ständig, seelenvoll und uneingeschränkt in Gott leben, tut Gott bedingungslos alles für uns. Er bietet uns Sein Licht, Seinen Frieden und Seine Geselligkeit in unendlichem Maße an, und wir wachsen in sein wirkliches Ebenbild.

Die Botschaft der ewigen Wahrheit, der sich selbst transzendierenden Wahrheit, muss hier auf der Erde erfüllt werden, denn Gott hat die Erde als Sein Feld der Manifestation gewählt. Das ewige Licht muss hier auf der erde manifestiert werden, und wir alle müssen zu bewussten Instrumenten Gottes werden. Zu bewussten Instrumenten Gottes werden wir durch den inneren Schrei, der wie das Schreien eines Kindes sein muss. Wenn ein Kind nach seiner Mutter schreit, kommt die Mutter zu ihm, gleich wie sie sich gerade aufhält. Das Kind ist vielleicht im Wohnzimmer oder in der Küche, doch die Mutter eilt herbei, um ihm Essen zu geben.

Auf dieselbe Weise wir Gott uns aus Seiner unendlichen Güte heraus das Licht zeigen, wenn wir den inneren spontanen Schrei nach dem Licht und nach der Wahrheit verspüren, und in diesem Licht werden wir wachsen.

Wir werden Gott erfüllen. Und während wir Gott erfüllen, werden wir uns selbst erfüllen. Unser einziges Gebet zu Gott ist:

Führe uns vom Unwirklichen zum Wirklichen. Führe uns vom Dunkel zum Licht. Führe uns vom Tod zur Unsterblichkeit.