Die Unsterblichkeit hat mit dem Leben zu tun – Leben in Form von Bewusstsein, Leben in Form von Wirklichkeit und Leben in Form von Gegenständen, Substanz oder Materie. Unsterblichkeit bedeutet die Unsterblichkeit des Bewusstseins, nicht die Unsterblichkeit des physischen Körpers. Der Körper kann jederzeit sterben. Würde etwas aber auf der physischen Ebene unbestimmte Zeit fortdauern, so würde es zur größten Qual. Selbst der materialistischste und vergnügungssüchtigste Mensch, dessen irdische Verlangen alle erfüllt wurden, wäre nach Hunderten von Jahren auf der Erde mit der Zeit angewidert, weil er sich nicht mit dem erleuchtenden Bewusstsein auseinandersetzt.
Wenn man sich mit dem erleuchtenden Bewusstsein befasst, schenkt man seinen Sinnen keine Aufmerksamkeit. Man erkennt, dass man weder Sinnesbefriedigung noch irgendetwas anderes Irdisches braucht, denn man ist sich bewusst, dass die Erde selbst keinen Bestand hat. Das einzige, was dauerhaft bleibt, ist das Göttliche, das jenseits von Geburt und Tod steht.
Wenn wir an die Ewigkeit denken, so muss uns klar sein, dass alles, was erschaffen wurde, sei es auf physischer, vitaler, geistiger oder transzendentaler Ebene, ewig sein kann. Es mag erst gestern entstanden sein, doch kann es Millionen, Milliarden und Trilliarden von Jahren Bestand haben.
Unsterblichkeit hat mit dem Leben zu tun, und das Leben entsprang der Stille. Die Ewigkeit können wir irgendwie einschätzen oder einordnen, nicht aber die Unsterblichkeit. Die Unsterblichkeit war zuerst da, denn die Stille selbst war Leben. Zuerst muss Leben vorhanden sein; dann können wir beginnen, es zu messen. Zuerst wird man geboren, dann ist man eine Sekunde alt, einen Tag, ein Jahr und so weiter.
Im Gegensatz zur Unsterblichkeit liegt der Ewigkeit daher eine Art Maß zugrunde. Man kann die Unsterblichkeit nicht ermessen, während man versuchen kann, die Ewigkeit in Gedanken zu berechnen. In der Ewigkeit liegt eine Art Zeitgefühl begründet. Es ist ein göttliches, intuitives und seelisches Zeitgefühl. Die Unsterblichkeit hingegen ist etwas, das bereits seit jeher bestanden hat.
Lasst uns die Ewigkeit mit einem Baum vergleichen, der beständig wächst. Die Ewigkeit wächst, doch die Unsterblichkeit bleibt unverändert. Unsterblichkeit ist stets da; man muss dies nur erkennen. Ewigkeit ist immer nach oben gerichtet, während Unsterblichkeit uns umgibt.
Vergeude deine Zeit nicht
mit Gedanken an die Ewigkeit!
Tue unverzüglich,
was der Augenblick von dir verlangt.
Da die Ewigkeit existiert,
wird sie dir zweifellos die Früchte
deines heutigen Selbstgebens
bescheren.
Macht Gott Pläne für die Zukunft, so wie die Menschen es tun?
Sri Chinmoy: Gottes Vision ist nicht etwas, das sich erst in der Zukunft erfüllen muss. Gott ist allmächtig, allwissend und allgegenwärtig. Gottes Vorstellung und deren Verwirklichung gehen Hand in Hand. Als Gottes Instrument plant der Mensch und kann dann mit der Zeit erleben, wie seine Pläne verwirklicht werden. Gottes Spiel hingegen gleicht insofern mehr dem Spiel von Kindern, als es spontan, ohne feste Absichten und nicht auf zukünftige Ergebnisse ausgerichtet ist. Gott ist ein göttliches Kind, doch im Gegensatz zum Spiel von Menschenkindern ist Sein Spiel verantwortungsvoll, bewusst und göttlich.
Für die Menschen ist es gut, Pläne zu haben. Gott offenbart Sich selbst im Menschen. In unserem begrenzten Bewusstsein enthüllt sich die Wahrheit Schritt für Schritt in dem Maß, wie die Unwissenheit zu Licht wird. In Gottes Welt hingegen bestehen Wahrheit und Enthüllung nebeneinander, sodass die Vorstellung und deren Verwirklichung gleichzeitig stattfinden. Für den Menschen muss sich die Vision der Zukunft durch Pläne erfüllen, damit Gott im Menschen enthüllen kann, was schon immer in Ihm verborgen war.
Glaubst du, dass Gott
ganz alleine lebt?
Nein, Er lebt zusammen
mit Millionen geheimer
und geheiligter Pläne für dich.
Wie können wir die begrenzte Zeit, die wir in unserem Körper leben, am besten nützen?
Sri Chinmoy: Es gibt zwei Arten von Zeit. Die eine ist die erdgebundene Zeit, die andere ist die ewige Zeit. Die erdgebundene Zeit ist etwas, das wir selbst geschaffen haben. Ewige Zeit hingegen kann nicht erschaffen werden; sie besteht in uns und um uns herum.
Wenn wir in der ewigen Zeit leben, vermögen wir eine Sekunde nicht von der nächsten zu trennen. Wenn wir hingegen in der erdgebundenen Zeit leben, wissen wir, wann es ein Uhr ist und wann eine Minute nach eins. Es sind zwei unterschiedliche Minuten. Aber innerhalb der ewigen Zeit können wir die Minuten und Stunden nicht trennen. Dort sind ein, zwei, drei und vier Uhr ein und dasselbe. Das ist der Unterschied zwischen ewiger und erdgebundener Zeit. Die ewige Zeit beinhaltet gleichzeitig Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft. Sie steht uns jederzeit zur Verfügung, wenn wir die Selbstverwirklichung erlangt haben.
Nehmen wir eine gewöhnliche Sekunde. Du kannst sie entweder zum Beten und Meditieren nutzen oder um zu tratschen und negativen, ungöttlichen Gedanken nachzuhängen. Wenn du die Zeit bewusst dazu nützt, göttliche Dinge zu tun, eröffnet sich dir die göttliche, zeitlose Zeit. Sobald du bewusst an etwas Göttliches denkst, schüttelt dir das ewige Leben sogleich die Hand. In jeden Moment, in dem du emporzustreben versuchst, wird auch die ewige Zeit zu deinem Freund.
Liebe Gott bedingungslos!
Du wirst du nicht länger
an die erdgebundene Zeit
gekettet sein.
Viele Menschen sind der Ansicht, wir würden uns dem Ende dieses Zeitalters nähern und der Weltuntergang stünde bevor. Mich würde interessieren, wie Sie darüber denken.
Sri Chinmoy: Ich bin sicher, dass Sie diese Geschichten vom Ende der Welt schon seit Ihrer Kindheit hören. Sie wurden bereits unseren Großvätern erzählt. Die Welt ist kein winziger Fleck; sie wird nicht vollkommen ausgelöscht werden. Ein Teil von ihr mag durch ein Erdbeben oder eine andere Katastrophe zerstört werden, nicht aber die Welt als Ganzes. Die menschliche Strebsamkeit wird nicht aufhören zu bestehen. Sie mag zunehmen und abnehmen, aber letztlich bewegt sie sich doch nach oben.
Wenn jemand beim Emporsteigen müde wird und seine Anstrengungen nachlassen, mag er vielleicht vorübergehend etwas an Höhe verlieren. Sobald er jedoch wieder motiviert ist, wird er weiter klettern und schließlich das Höchste erreichen.
Das Ende der Welt wird nicht kommen, weil das menschliche Streben niemals enden wird. An einem Tag mag die menschliche Strebsamkeit glühen, an einem anderen nur lauwarm sein; wurde sie aber einmal in uns entzündet, so wird sie uns zum höchsten Absoluten empor tragen. Bis sie dieses Ziel erreicht hat, wird sie sich nicht zufrieden geben. Solange menschliche Strebsamkeit die Erdatmosphäre durchdringt, wird diese Welt niemals vollständig zerstört werden.
Strebe seelenvoll und unermüdlich!
Du wirst sehen, dass sich
die todbringende Hand der Zeit
in das lebensspendende Herz der Zeit
verwandeln wird.
Seine Verstandesuhr rät ihm,
seine wertvolle Zeit
nicht damit zu verschwenden,
auf Gott zu warten,
da Gottes Existenz
höchst ungewiss sei.
Seine Herzensuhr rät ihm,
zu warten und Ausschau zu halten,
da Gott auf jeden Fall
kommen werde.
Seine Seelenuhr erklärt ihm,
dass Gott bereits angekommen ist,
und fragt ihn gleichzeitig,
worauf er noch warte
und warum er sich nicht
um seinen erhabenen Gast kümmere.