Okkultismus ist eine Kunst, eine innere Kunst. Okkultismus ist eine Wissenschaft, eine äußere Wissenschaft.
Okkultismus als Kunst erweckt und inspiriert unser Leben. Okkultismus als Wissenschaft stärkt und stimuliert unser äußeres Leben. Ein großer Okkultist ist ein dynamischer Athlet. Er kämpft gegen Zweifel. Er kämpft gegen Unreinheit. Er kämpft gegen Unvollkommenheit.
Wer ein Okkultist, ein göttlicher Athlet sein will, muss sein Lebensboot zwischen den Ufern der Selbst-Beobachtung und Selbstverbesserung im Fluss der Emotion segeln lassen. Das heißt, die menschliche Emotion muss gezügelt und zur göttlichen Emotion vervollkommnet werden. Die göttliche Emotion gibt uns das Gefühl, dass wir in Gott, mit Gott und für Gott sind. Menschliche Emotion bindet uns, und wir versuchen, mit Hilfe dieser Emotion andere zu binden. Hier spielen wir das Spiel des Besitzens: Wir wollen besitzen und besessen werden. Doch göttliche Emotion ist etwas anderes. Hier dehnen wir unser Bewusstsein aus. Wir verwandeln unser erdgebundenes Leben in ein unendliches Meer von Licht.
Ein Okkultist besitzt einen universellen Verstand. Dieser Verstand ist sein Wachturm. Dazu besitzt er ein Auge, das wir das „dritte Auge“ nennen. Neben den zwei gewöhnlichen Augen haben wir alle ein drittes Auge, das sich zwischen und ein wenig oberhalb der beiden Augenbrauen befindet. Dieses Auge ist das Auge der inneren Schau. Ein Okkultist benützt dieses Auge als dynamische, erfolgreiche und effektive Waffe.
Ein Okkultist hat einen inneren und einen äußeren Namen. Sein innerer Name ist unentwegte, unerschütterliche Konzentration. Sein äußerer Name ist dynamische Offenbarung.
In unserem spirituellen Leben haben wir zwei Brüder: Okkultismus und Spiritualität. Okkultismus lehrt uns, im Schlachtfeld des Lebens flink und mutig zu sein. Spiritualität lehrt uns, in allen Sphären und Tätigkeiten des Lebens rein und sicher zu sein. Okkultismus will Zeit und Raum besiegen. Spiritualität will Dunkelheit und Unwissenheit besiegen. Wenn Okkultismus Zeit und Raum besiegen will, so will er es im Handumdrehen tun. Wenn Spiritualität Dunkelheit und Unwissenheit besiegen will, tut sie es zu Gottes auserwählter Stunde.
Im Okkultismus spielt die Kraft eine große Rolle. Leider ist der Okkultismus im Westen einem Missverständnis zum Opfer gefallen. Im Westen hat die schwarze Magie die Rolle des Okkultismus übernommen. Echter Okkultismus wird nie jemanden zerstören oder jemandem Leid antun. Doch schwarze Magie, die niederste Form des Okkultismus, hat enorm viele Probleme mit sich gebracht. Ich persönlich habe sechs oder sieben Menschen gekannt, die der schwarzen Magie zum Opfer gefallen sind. Sie waren auf gnadenlose Weise von schwarzen Magiern angegriffen worden. Sie kamen zu mir und baten um Hilfe; ich half ihnen, und jetzt sind sie frei. Man verfällt leicht dem Glauben, all dies sei durch wirkliche okkulte Kraft geschehen. Wirkliche okkulte Kraft jedoch würde keine solche Probleme verursachen. Es ist die schwarze Magie, im Bereich der niedersten Lebensenergie, die all diese Probleme in die Welt setzt.
Wenn ein Okkultist in der Seele lebt und für die Seele arbeitet, ist er ein göttlicher Okkultist. Doch wenn ein Okkultist im Vitalen – im niederen Vitalen, im emotionalen Vitalen, im unreinen Vitalen – lebt, dann lebt er nicht für die Seele. Er lebt, um sein eigenes Ego zu befriedigen, das ungöttlich, unreif, dunkel, unrein und schlecht ist.
Ein aufrichtiger Sucher nach Wahrheit und Licht wird nicht nach okkulten Kräften flehen. Jeder muss Gott verwirklichen, doch wenn jemand sagt, okkulte Kräfte seien notwendig, um Gott zu verwirklichen, dann macht er einen bedauerlichen Fehler.
Gottverwirklichung ist von größter Wichtigkeit. Wenn man Gott verwirklicht und Gott einem okkulte Kraft geben will, wird man sie nicht missbrauchen können. Ein aufrichtiger Sucher wird nur nach Gottes Licht, nach Gott-Verwirklichung und Gott-Erfüllung flehen. Er wird nie nach okkulter Kraft flehen.
Sie kennen alle den großen spirituellen Meister Sri Ramakrishna. Sein liebster Schüler war Swami Vivekananda. Der große Meister sagte einmal zu seinem liebsten Schüler: „Naren, ich habe eine ganze Reihe okkulter Kräfte. Ich möchte dir einige meiner okkulten Kräfte geben.“ Der Schüler fragte sofort seinen Meister: „Bitte sag mir, werden mir diese okkulten Kräfte helfen, Gott zu verwirklichen?“ Der Meister sagte: „O nein. Okkulte Kraft hat mit Gottverwirklichung nichts zu tun. Doch wenn du hier auf der Erde arbeiten willst, dann können dir okkulte Kräfte von Nutzen sein.“ Dann sagte Vivekananda: „Nein, ich will zuerst Gott verwirklichen. Das wichtigste kommt zuerst.“
Im spirituellen Leben wird also ein wirklicher spiritueller Sucher nicht nach dieser Art okkulter Kraft flehen. Er wird nur nach der Gottverwirklichung flehen. Und wenn Gott will, dass der Betreffende für Ihn arbeitet, wird ihm Gott natürlich spirituelle Kraft, innere Kraft geben, um Ihn hier auf der Erde zu manifestieren.
Wenn man sich wirklich nach Gott sehnt, wenn man wirklich die transzendentale Wahrheit erreichen will, muss man Yoga praktizieren. Yoga bedeutet Vereinigung mit Gott. Sobald wir mit unserem göttlichen, unbegrenzten Bewusstsein bewusst und untrennbar eins werden, können wir unsere höchste Wirklichkeit sehen, sie fühlen und in sie wachsen. Die Manifestation dieser Wirklichkeit ist unser Geburtsrecht.
Ein spiritueller Mensch, ein aufrichtiger Sucher nach der Wahrheit, wird sich nur um die Macht der Liebe und nicht um die Liebe zur Macht kümmern. Wer eins ist mit Gott, mit dem unendlichen Bewusstsein, wird die Macht der Liebe sehen. Jene jedoch, die der Welt ihre Fähigkeit zeigen und die Macht Ihres Egos ausspielen wollen, werden natürlich Ihre Liebe zur Macht pflegen.
Wenn die Macht der Liebe die Liebe zur Macht ersetzt, wird der Mensch einen neuen Namen haben: Gott.