Lyrik lese ich, um meinen Verstand zu erleichtern und mein Herz zu erleuchten.
Lyrik lese ich, um meinen bitteren Verstand zu versüßen.
Lyrik lese ich, um den Kummer meines Herzens durch die Ekstase meiner Seele zu ersetzten.
Lyrik lese ich, um meinen menschlichen Verstandes-Dschungel in meinen göttlichen Herzens-Garten zu verwandeln.
Lyrik lese ich, um meine eigenen inneren Welten zu ergründen und meine eigenen höheren Welten zu erklimmen.
Lyrik lese ich, um die Schönheit der Gottheit im Herzen der Menschheit zu sehen und zu fühlen.
Lyrik lese ich, um dem Versteckspiel zwischen den zerreißenden Tränen meines Herzens und dem blühenden Lächeln meiner Seele zuzusehen.
Lyrik lehrt mein Herz unendlich viel mehr, als sie meinem Verstand predigt.
Die antike Lyrik sehnte sich nach innerer Freiheit. Die moderne Lyrik hungert nach äußerer Freiheit.
Da ich, nach Meinung Vieler, ein moderner Dichter bin, weiß ich nicht, wie ich Goethes unbestreitbarer Beobachtung moderner Dichter entkommen kann: „Moderne Dichter mischen zu viel Wasser in ihre Tinte.“
Die antike Lyrik schenkte dem Unwissbaren mehr Aufmerksamkeit als dem Wissbaren. Die moderne Lyrik maximiert die Macht des Wissbaren und erlaubt dem Unwissbaren, ein Fremdling, ein vollkommener Fremdling, zu bleiben.
Das antike Lyrik-Boot war oft überladen mit Lyrik-Passagier-Lesern. Das moderne Lyrik-Boot entbehrt der Lyrik-Passagier-Leser oft völlig.
Was ist nun mit jenen, die überhaupt keine Lyrik-Liebenden – nein, nicht einmal Lyrik-Leser – sind? Sie kümmern sich nicht im geringsten, weder um antike Lyrik, noch um moderne Lyrik. Liebe Zuhörer, mit der Erlaubnis Ihrer Seele stimme ich in eine Äußerung von Anthony Hope Hawkins ein und flehe: „Ich wünschte, Sie läsen manchmal ein wenig Lyrik. Ihre Unwissenheit beengt meine Konversation.“
Antike Lyrik liebte es, im Meer der Tränen zu schwimmen.
Moderne Lyrik liebt es, auf dem Ozean des Gelächters zu surfen.
Lyrik sagt der Welt: „O Welt, ich bin eine Blume. Würdige meine Schönheit, wenn du willst. Genieße meinen Duft, wenn du willst. Aber erwarte von mir nichts anderes als meine Schönheit und meinen Duft. Wenn du mehr erwartest, bist du der Enttäuschung ausgeliefert.“
Lyrik sagt der Welt: „O Welt, ich kann dich lehren zu lächeln, selbst während du weinst.“